Georg Scheurlin                     Agnese

 

Es geht ein Seufzen durch die Nacht: Agnese!

Ein Thau wie einer Thräne, die verzichtet,

Ein Schmerz wie deines Auges, fromm gelichtet,

Ein Ton voll Tiefe wie voll Pracht: Agnese!

 

Du Frühlingsmilde, Frühlingsmacht: Agnese;

Du Rosenlicht, aus Duft und Traum gedichtet! –

Dein Auge blüht, von Locken goldumschlichtet,

Ein Himmel, d’rin der Mond erwacht, Agnese!

 

Ich sinke hin, in deinen Lenz zu flüchten;

Du hebst die Hand, dein Blick versagt in Züchten;

In stolzer Mannheit stürmt mein Blut, Agnese.

 

Ich glühe, deinem Bann mich zu entringen, -

Dein Bild erbleicht, ein Engel hebt die Schwingen; -

In deinen Thränen bricht mein Muth, Agnese!